"Die endlose Unschuldigkeit" : Elfriede Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel)

Janke, Pia [Hrsg.], 2010
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7069-0592-3
Verfasser Janke, Pia [Hrsg.] Wikipedia
Verfasser Kovacs, Teresa Wikipedia
Verfasser Schenkermayr, Christian Wikipedia
Beteiligte Personen Janke, Pia Wikipedia
Beteiligte Personen Schenkermayr, Christian Wikipedia
Beteiligte Personen Kovacs, Teresa Wikipedia
Systematik Pb - Literaturwissenschaft
Schlagworte Nationalsozialismus, Theater, Jelinek, Elfriede, Rechnitz
Verlag Praesens-Verl.
Ort Wien
Jahr 2010
Umfang 482 S. : zahlr. Ill.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Pia Janke ; Teresa Kovacs ; Christian Schenkermayr (Hg.)
Annotation Umfangreiche Dokumentation zum Massaker von Rechnitz und der künstlerischen Umsetzung von Elfriede Jelinek. (PL) In der Nacht vom 24. auf den 25. März 1945 findet im Schloss der Familie Batthyány in Rechnitz ein Fest mit SS-Offizieren, Gestapo-Führern und einheimischen Nazi-Kollaborateuren statt. Gegen Mitternacht werden an die 200 jüdische Zwangsarbeiter zusammengetrieben und von einer Schar Angetrunkener erschossen. Danach feiert man bis in die Morgenstunden weiter. Vor dem kurz darauf folgenden Einmarsch der Russen fliehen die Täter und Schloss Batthyány geht in Flammen auf. In der Nachkriegszeit wurde ein Verfahren eröffnet, das die Mörder vor Gericht stellen sollte, jedoch nur wenige Ergebnisse brachte. Einige der Täter flohen ins Ausland, andere wurden mangels Zeugenaussagen freigesprochen und die wenigen Verurteilten wurden frühzeitig entlassen und führten als Dorfhonoratioren ihr Leben in Rechnitz weiter. Das Massaker wurde teils totgeschwiegen, teils "totgeschwätzt". Darauf baut auch Elfriede Jelineks Theaterstück auf, in dem die Täter das grauenvolle Geschehen in unzähligen Varianten und Wiederholungen umkreisen, ohne jemals konkret zu werden. Zweideutig und obszön wird darauf angespielt, während man sich gegenseitig an die Unterwäsche geht. Jagdlust, Mord und Geilheit entspringen derselben Quelle. Mit der verlogenen Rhetorik der Täter wird auch das abwiegelnde, verharmlosende Stammtischgeschwätz, wie es in Österreich immer noch zu hören ist, unheimlich und authentisch präsent. Das grandiose Stück wurde kurz nach der Uraufführung in München preisgekrönt und kürzlich im Rahmen der Wiener Festwochen in Wien gezeigt. Das umfangreiche Buch umfasst eine Dokumentation der Geschehnisse (inklusive Protokolle und Fotos) und bezieht sich auf Aussagen von Autorinnen und Autoren aus den Bereichen Historik, Soziologie und Kunst. Es werden jedoch nicht nur die Fakten dargestellt, sondern es wird auch ausführlich auf den Umgang der Bevölkerung mit dem Massaker eingegangen. Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichtsforschung und dafür, dass das "Endlich-Gras-darüber-wachsen-Lassen" keine Lösung für die Verbrechen der Vergangenheit ist und den Ort Rechnitz bis heute in ein düsteres Licht hüllt. *bn* Ingrid Kainzner
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